Faktencheck zur Ehe für alle

Am 26. September 2021 entscheidet die Schweizer Bevölkerung, ob alle Menschen unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung heiraten dürfen oder ob gleichgeschlechtliche Paare weiterhin diskriminiert werden. Wir haben einen Faktencheck durchgeführt.

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Homosexualität gibt es auch in der Natur

Mehrere Studien beweisen, dass es Homosexualität in der Natur schon längst gibt. Einzig die Homophobie besteht nur bei Menschen. Studien haben zum Beispiel ergeben, dass über 1’500 Tierarten gleichgeschlechtliche Paarungen praktizieren.

Egal, ob Geier, Pinguinen, Giraffen oder Gorillas - unsere Vorfahren sind divers und leben in einer bunten Welt. Zwar kann man nicht genau sagen, welcher sexuellen Anziehung Tiere entsprechen, fragen können wir sie ja nicht. Doch ist erwiesen, dass viele Tiere Kontakte mit zwei Geschlechtern haben, also gewissermassen bisexuell sind.

«Aber wir möchten uns doch fortpflanzen.» Auch das ist nicht immer korrekt. Auch andere Tiere haben Sex, um sich zu bespassen.

https://www.dw.com/de/schwule-lesben-und-bisexuelle-im-tierreich-ganz-normal/a-39966868

https://www.geo.de/natur/tierwelt/13372-rtkl-homosexualitaet-im-tierreich

Jeder Mensch ist vor der Verfassung gleich. So sollte jeder die gleichen Rechte und Möglichkeiten haben

Es gibt absolut keinen Grund, warum Menschen, die nicht der Heteronormativität entsprechen, anders behandelt werden müssen. Mensch ist Mensch, Liebe ist Liebe. Wir neigen dazu, wenn etwas nicht so ist, wie wir es uns gewohnt sind, mit Ablehnung und Angst zu reagieren. Doch auch anders sein ist normal. Was heisst denn schon normal? Warum gibt es so viele Schubladen? Niemand muss sich selbst in eine Schublade stecken.

Durch die eingetragene Partnerschaft werden homosexuelle Paare vernachlässigt und diskriminiert. Auch werden sie zwangs geoutet (z.B im Berufsleben auf dem CV, etc)

Wenn im Lebenslauf “eingetragene Partnerschaft vermerkt ist, weiss jeder gleich, dass diese Person homosexuell, beziehungsweise bi- oder pansexuell ist. Dies ist bei heterosexuellen Personen nicht der Fall.

Niemand ist irgendjemandem ein Outing schuldig! Es führt zu Diskriminierungen und Stereotypisierung. Es ist völlig irrelevant, was andere fühlen, denn egal was es ist, es ist wundervoll. Warum also sollten sich nicht heterosexuelle Personen outen müssen, während heterosexuell als “normal” angesehen wird? Auch anders sein ist normal! Lasst uns Menschen so nehmen und lieben, wie sie sind und gemeinsam für eine bunte, diverse Schweiz sorgen!

Erziehung braucht nicht zwingend Mutter und Vater.

Traditionell kennen wir es, dass eine Familie aus einem Mann, einer Frau (welche miteinander verheiratet sind) und einem oder mehreren Kindern besteht. Doch es geht auch anders! Patchwork Familien, alleinerziehende Eltern oder Eltern, welche im Konkubinat leben, sind keine Seltenheit mehr. Ein Kind braucht Liebe, Zuneigung, klare Grenzen und Menschen, die voll hinter ihm stehen. Warum können es nicht zwei Mütter oder zwei Väter sein? Vielleicht besteht das Elternpaar auch aus einem oder mehreren non binären Personen. Im Umfeld von heranwachsenden Jugendlichen existieren noch viele andere Vorbilder, womit das Argument, dass das weibliche oder das männliche Rollenbild fehlt, wegfällt.

«Aber Kinder aus Regenbogenfamilien werden in der Schule viel eher gemobbt.» Mal ehrlich: Gibt es einen guten Grund, gemobbt zu werden? Wir finden nicht. Werden Kinder trotzdem viel zu oft aus zig verschiedenen Gründen gemobbt? Leider ja. Doch Kinder von homosexuellen Paaren sind zu hundert Prozent gewollt. Als Eltern können wir Kindern mit auf den Weg geben, dass sie genau gleichwertig sind wie Kinder von heterosexuellen Paaren. Nur so können wir für Sichtbarkeit und Akzeptanz sorgen. Und mit einer gesunden Erziehung entstehen Kinder mit einem hohen Selbstwertgefühl, die weder andere Kinder mobben, noch selber gemobbt werden.

https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statistiken/bevoelkerung/familien/formen-familienleben.html (24.8.2021)

Die “Ehe für alle” nimmt niemandem etwas weg

Die Abstimmung am 26.09.2021 sorgt dafür, dass alle die gleichen Rechte besitzen. Solche, denen es schon erlaubt ist, zu heiraten, wird dies weiterhin möglich bleiben. Ihnen wird also absolut nichts weggenommen. Wir von der jglp möchten das bestehende Gesetz nur anpassen. Auch durch die Samenspende, welche ermöglicht wird und die Adoption von Kindern geht dem Rest der Bevölkerung nichts verloren. Im Gegenteil - durch Regenbogenfamilien können wir für Sichtbarkeit in unserer Gesellschaft sorgen und aufzeigen, dass jede Art von Liebe schön ist und Liebe keine Grenzen kennt.

Die “Ehe für alle” wird keine Leihmutterschaft erlauben

Die Reform des Zivilgesetzbuches wird die Leihmutterschaft nicht legalisieren. Nur die Samenspende und der Adoption werden für die die homosexuellen Paaren ermöglicht werden - wie es schon für die Heterosexuellen möglich ist. Die Ehe für alle ist so keine Frage der medizinisch unterstützten Fortpflanzung, sondern eine der Gleichberechtigung.

Die Reform des Zivilgesetzbuches ist nicht verfassungswidrig

Die Gegner der Ehe für alle stützen sich auf eine historische Auslegung von Artikel 14 der Bundesverfassung, um zu behaupten, dass die Reform des Zivilgesetzbuches «Ehe für alle» verfassungswidrig ist. In diesem Artikel heisst es jedoch: “Das Recht auf Ehe und Familie ist gewährleistet.” Wörtlich interpretiert heisst dies, dass der Artikel keine auf der sexuellen Ausrichtung beruhende Bedingung im Recht auf Ehe enthält. Die Ehe für alle ist daher mit der Bundesverfassung vereinbar.